Nach wochen- ja fast monatelanger Vorbereitung, in der ich Unterkünfte entsprechend der Etappen gesucht und gebucht habe ging es Samstag nachmittag endlich los:
Weeze-Glasgow
Hochmutiviert machten wir (Katja, Ramona, Guido und ich) uns samt unserem Gepäck am 20. August 2005 auf den Weg Richtung Weeze. Am Flughafen fanden wir uns nach kurzer Orientierung vor dem ersten Problem: Niemand wußte so richtig, an welchem Schalter der CheckIn nach Glasgow stattfinden würde. Völlige Verwirrung brach aus, als auch ein Flug nach Barcelona in die Runde geworfen wurde. Es gab die Alternative sich hinten in eine Reihe von etwa 50 Passagieren einzureihen, oder einfach eine neue Reihe aufzumachen, in der wir ganz vorne stehen würden.
(Abflug in Weeze)
Wir entschieden uns für die zweite Variante und wurden promt belohnt, indem wir als erste unsere Bordkarten (001-004) bekamen. Hatten wir uns vorher noch Gedanken gemacht, wie wir die Rucksäcke transportsicher verpacken könnten (Müllbeutel waren vorbereitet) erklärte man uns am Schalter, dass die Rucksäcke in Plastikkisten transportiert werden. Das schien und die Beste Lösung und los ging es.
Nach einem kurzweiligen – durch Kindergeschrei aber sehr nervigen – Flug (Ryanair, ca. € 80,-) kamen wir in Prestwick an. Als wir unser Gepäck abholten stellte ich sofort fest, dass meine Trinkflasche, die in der Sitentasche steckte und zusätzlich mit einem Karabinerhaken am Rucksack befestigt war fehlte. Auch bei Katja waren alle Karabinerhaken entfernt – offensichtlich geklaut. Die Rucksäcke befanden sich übrigens allesamt nicht mehr in den grauen Plastikkisten.
Nachfrage beim Bodenperonal ergab, dass nichts mehr übrig geblieben sei und wir in Weeze nachfragen sollten.
Nun gut. Der Verlust war kein Weltbewegender und ich wollte mir nicht gleich zu Beginn der Reise die Laune vermiesen lassen.
Mit der Bahn ging es dann in etwa 45 Minuten vom Flughafen bis in die Innenstadt von Glasgow zur Central Station. Verblüffenderweise war es recht mit £2,70 sehr günstig und der Schaffner war sehr nett. Das ist man hierzulande kaum gewohnt.
Nach kurzer Suche haben wir auch unsere Unterkunft für die erste Nacht gefunden: Das eurohostel Glasgow direkt am Clyde-River.
Nachdem wir unser sehr einfaches Zimmer (aber immerhin mit Dusche und WC) bezogen hatten, machten wir uns gleich auf die Jagd. Von Hunger geplagt machten wir uns auf den Weg in einen nahegelegenen Pub.
Schon wenige Minuten später wußten wir, was wir trinken und essen wollten, wunderten uns aber, dass von den Mitarbeitern zwar Tische abgeräumt wurden, uns aber niemend zu bedienen schien. Ein kurzer Blick auf die Karte verriet: “Please order and pay at the bar.”
Also schickten wir die Mädels auf Bestellungsreise und bekamen kurz später ein Bier und unser Essen.
Milngavie-Drymen
Um kurz nach neun am 21. August 2005 ging schon unsere Bahn nach Milngavie [sprich: milga:i], dem Startpunkt unserer Wanderung. Bis dahin hatten wir schon ein reichlich geschmackloses Frühstück eingenommen und konnten motiviert auf die Strecke gehen. Lockere 19,3 Kilometer und etwa 90 Höhenmeter erwarteten uns.
(Auf geht’s!)
Bei herrlich blauem Himmel und Sonnenschein gingen wir zuerst durch eine parkähnliche Anlage und schließlich über weite Felder und Wälder bis an den Rand von Drymen. Recht schnell gewöhnten wir uns daran, die Wiesen und Wege mit diversen Weggefährten – etwa Ziegen, Schafe und Kühe – zu teilen.
Etwa auf halber Strecke entdeckten wir etwas, was wie eine Destillerie aussah. Da wir nur einen kurzen Umweg in Kauf nehmen mußten, versuchten wir unser Glück.
Tatsächlich: Wir waren in der Glengoyne Distillery, wo uns prompt eine Führung inkl. Whiskyprobe angeboten wurde, die wir gerne mitnahmen um dann – gestärkt – den weiteren Weg in Angriff zu nehmen.
(Glengoyne Distillery)
Kurz vor dem Ziel begann es dann erst leicht, schließlich immer stärker zu regenen. Zügigen Schrittes nahmen wir die letzten zwei Meilen und bogen schließlich auf die Stirling Road ein, wo wir von Frances Lander herzlich und mit einem heißen Tee und Keksen erwartet wurden.
Schon bei meinen Telefonaten und E-Mails mit Familie Lander hatte machten sie mir einen sehr sympatischen Eindruck, der sich mehr als bestätigte. Wir erfuhren, dass es seit etwa sechs Wochen kaum geregnet habe. “Vielen Dank. Wir kommen her und es beginnt zu regnen?!” fragte ich, doch die ältere Dame machte uns wieder Mut. Denn wenn es so stark regnete würde der nächste Tag ein ganz schöner.
Nach einer heißen Dusche machten wir uns – von Familie Lander mit Regenschirmen ausgerüstet – auf den Weg zum Essen. Wir konnten uns tatsächlich zwischen drei Lokalitäten wählen. Da alle Tische belegt waren, warteten wir im gemütlichen Pub nebenan. Wir kamen sowohl mit den Einheimischen als auch den übrigen Wanderern schnell ins Gespräch und wurden schließlich mit einem herrlichen Essen in die Nacht entlassen.
Drymen-Rowardennan
Nach einem (dem Besten) “full scottish breakfast” (Cerealien – Würstchen, Speck, gegrillte Tomate, Kartoffelpuffer und “black pudding” (gebratene Blutwurst)) machten wir uns am Morgen des 22. August bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg Richtung Rowardennan. Nachdem die erste Etappe eher an einen lockeren Spaziergang erinnerte, erwarteten uns 22,5 Kilometer und 360 Höhenmeter. Dazu galt es den “conic hill” zu überqueren.
(Rast am Bach)
Der Weg nach Rowardennan begann recht locker, führte durch Wälder und schließlich über weite Wiesen. Schon früh konnten wir einen Blick auf den herrlichen “Loch Lomond” erhaschen, der weit in der ferne zu sehen war.
Nach einem sehr anstrengenden Aufstieg auf den Berg, der den Loch Lomond in seinem Rücken versteckt hielt, war die Aussicht von oben umso überwältigender. Tiefblaues Wasser das in der Sonne glitzerte machte die Mühen des Aufstiegs schnell vergessen. Außerdem konnte uns eine kleine Stärkung schnell motivieren, den Abstieg bis direkt an die Ufer des Sees zu bewältigen.
(Loch Lommond)
Ersteinmal unten angekommen schlängelte sich der Weg entlang des Sees, allerdings hatten wir dabei diverse Hügel zu überwinden, durch die sich der Weg scglängelte. Mit jeder Meile und der verstreichenden Zeit schwanden die Kräfte und es schien kein Ende in Sicht.
Für den Einen oder die Andere war der Weg zur Jugendherberge eine reine Quälerei, wobei die ersten Probleme an Knien auftraten.
In der Jugendherberge drängte man mich, nachzufragen, was man Essen könnte. Ein lachender “Portier” zeigte auf drei verschiedene Dosengerichte hinter sich oder verwies auf den Pub, den wir hinter uns gelassen hatten. “Ich gehe heute keinen Meter mehr. Dann esse ich eben alle meine Vorräte auf!” ließ Katja verlauten.
Doch nach einer Dusche und der Begutachtung des Zimmers (Männchen und Weibchen selbstverständlich getrennt) konnten wir uns doch aufraffen, den Pub zu besuchen und dort ein ordentliches Essen einzunehmen. Und der Weg schien nun garnicht mehr so weit wie auf dem Hinweg.
Belohnt wurden wir von einem sehr lustigen Barkeeper und einem aufbauenden Essen.
Rowardennan-Inverarnan
Nach einer halbwegs unruhigen Nacht im feinsten Jugendherbergstil machten wir uns ohne Frühstück (bzw. ein Mars aus dem Automat gab es doch pro Pärchen) am frühen morgen des 23. August auf den Weg. Gleich vom Start weg mit Wasser von oben, der natürlich die Stimmung drückte.
Die Mädels hatten sich von einer jungen Dame auf ihrem Zimmer zusätzlich einschüchtern lassen, dass die Etappe nach Inverarnan die schlimmste überhaupt sei. Somit haben wir uns entschlossen – das heißt ich habe mich breitschlagen lassen – das Gepäck mit Travel Lite zur nächsten Unterkunft zu schicken. Für unglaubliche £7 pro Gepäckstück.
In meinem Rucksack fanden dann die Wasserflaschen und Verpflegung sowie einige Bekleidung Platz.
Völlig durchnäßt erreichten wir noch vor 12 Uhr das Inversnaid Hotel, wo wir dringend etwas zu Essen brauchten. Im Veranstaltungssaal konnten wir unser nassen Sachen verstauen und uns dann tropfend ins Restaurant begeben, wo wir bei Tee, Suppe und Pommes kaum neue Kraft schöpfen konnten.
Es wurde kurzerhand entschlossen, nicht weiterzugehen (“Keiner! Wir brauchen keine Heldentaten!” – da ich gerne gelaufen wäre) sondern den Bus oder was auch immer zu nehmen. Hinzu kam, dass sowohl Guido als auch Katja vor Knieproblemen kaum wußten, wie sie die zwei Dutzend Treppenstufen zur Fähre hinunterkamen.
An der Rezeption nachgefragt, wurde uns die einzige Möglichkeit aufgezeigt: “Die Fähre fährt um 16:45 Uhr auf die andere Seite und von dort fährt ein Bus um 17:15 Uhr nach Inverarnan.”
Es hieß also – klatschnass – einige fast fünf Stunden totzuschlagen. Bei Bier und Whisky wärmten wir uns von innen, um schließlich die Tagesetappe per Schiff und Bus zu beenden.
(Wohnen im Wigwam)
In Inverarnan hatten wir dann nur noch einen kurzen Weg zur Beinglas Farm, wo ich ein neues Abenteuer gebucht hatte: Wigwam. Ein Zelt aus Holz mit drei Liegen im Saunastil. Herrlich gelegen inmitten einiger Berge und umgeben von zwei grandiosen Wasserfällen. Witzig und gemütlich war es trotzdem. Im zugehörogen Pub gab es dann auch was zu Essen. Die “drei Kampfschweine” (drei Wanderer mit Zelten, etc. die wir schon häufiger getroffen haben) empfahlen uns aber das Drovers Inn zu besuchen.
Die Mädels waren nicht zu motivieren, sodass wir eine reine Männertour zum Pub machten. In sehr gemütlicher Atmosphäre bei offenem Feuer trafen wir in dem 300 Jahre alten Pub auch einige alte Bekannte wieder. Nach ein paar Bier fehlte nur noch ein Schlaftrunk. Wir fragten den Barkeeper nach seinem Lieblingswhisky und bekamen “Famous Grouse”. Sehr lecker. Sehr warm.
Nach ein paar Schritten waren wir um ein Erlebnis reicher auch schon wieder an unserem Wigwam “Derry Darroch” wo wir schon von den Mädels erwartet wurden.
Inverarnan-Crianlarich
Nach einem sehr fettigen, aber leckerem full scottish breakfast und dem sofortigen Entsorgen auf dem Pott machten wir uns am 24. August Richtung Crianlarich auf den Weg. Im Gehen trafen wir die “Kampfschweine” noch einmal, die gerade mit dem Entsorgungsauftrag (wie gesagt – fettig war es) unterwegs waren. Sie verabschiedeten uns und bemerkten, dass sie uns auf der halben Strecke einholen würden.
(Wundervoller Blick ins Tal)
Weder holten sie uns ein, noch haben wir sie wiedergetroffen. Die Routenplanung war schlicht eine andere. Wir hatten nur etwa 11,3 Kilometer bis nach Crianlarich vor uns, die wir auch schon um die Mittagszeit bewältigt hatten.
Früh bezogen wir unsere – abermals getrennten – Zimmer. Nach dem duschen erkundeten wir den Ort (ja: alle vier Häuser) und verbrachten den restlichen Tag und Abend im Pub mit Streckenforschung, Essen und Trinken.
Nach Ramonas Vorschlag die Tour als solche abzubrechen und doch einfach per Bus oder Bahn ein paar Sehenswürdigkeiten zu erkunden und schließlich zu den gebuchten Unterkünften zu fahren, machten mich sehr missmutig.
Zum einen finde ich es durchaus albern irgendwo hinzufahren, Fotos zu machen und wieder zurückzufahren. Desweiteren – und das hätte mmir noch viel mehr gestunken – wären damit meine langen und ausgiebigen zunichte gemacht worden. Das brachte ich auch klar zum Ausdruck. Ebenso bemerkte ich, dass ich – für mich – keinen grund sehe, das Gepäck aufzugeben. Witzigerweise wurde damit das feste Vorhaben der Gepäckaufgabe vollständig gekippt.
Crianlarich-Bridge of Orchy
Trotz allem machten wir uns am 25. August wieder auf den 22,5 Kilometer langen Weg nach Bridge of Orchy. Etwa nach der Hälfte machten wir in Tyndrum Mittagspause und die Mädels entschieden sich, den weiteren Weg mit der Bahn zurückzulegen.
Schade eigentlich, denn bei leichten Schauern hatten Guido und ich einen herrlich Weg vor uns. Immer in der Nähe der Bahnstrecke, vorbei an zwei gigantischen Bergen und der Begegnung mit echten Highlandrindern (Longhorn) führte uns der gute und recht einfache Weg vorbei am Bahnhof von Bridge of Orchy ins Hotel und dessen Bunkhouse, wo die Frauen uns in den Doppelzimmern mit Keksen erwarteten.
(Longhorn / Kettle-Cow)
Nach einer warmen Dusche (sorry Guido: Kaltduscher!) hatten wir (Männer) unser nächstes Abenteuer vor uns: Haggis (Schafsmagen, Schafsleber, Schafsherz und -niere). Ich mag gerne Flöns (gebratene Blutwurst) und auch Haggis konnte ich einiges abgewinnen. Dazu wurde “neeps” (gestampfte Rüben) und “tatties” (Kartoffelbrei) gereicht. Lecker!
Bridge of Orchy-Kingshouse
Nach einem kontinentalen Frühstück mit “porridge” (Haferschleim) machten wir uns am 26. August auf die Etappe nach Kingshouse; 21 Kilometer und 330 Höhenmeter. Vorbei am “Loch Tulla” und der “Black Mount Lodge” durch das “Rannoch Moor”. Hier erlebten wir mehrfach auf der völlig freien Fläche, wie schnell das Wetter umschalgen kann. Solange die Sonne schien war es angenehm und fast warm. Zu warm jedenfalls, um mit Jacke zu wandern. Dann wurde es plötzlich sehr windig – ja fast stürmisch – und schlagartig kälter, dass man hätte gut Handschuhe gebrauchen können. Damit war es höchste Zeit, die regenjacke anzuziehen, denn darauf begann es meist kurz und heftig zu regnen.
(Loch Tulla)
Mit dem Ziel “Kingshous Hotel” vor Augen machten wir uns zügigen Schrittes an die letzten Meilen. Auch hier wird man schnell getäuscht. Hat es den Anschein, dass man kaum mehr 15 Minuten vom ziel entfernt ist, kann es sich schnell um eine gute Stunde handeln. Das hat es dann auch.
Nach dem Endspurt wurden wir aber hier reichlich entlohnt. In gemütlichen Zimmern und einer heißen Dusche konnten wir bei einem heißen Tee im Bett schnell wieder zu Kräften finden.
(Kingshouse Hotel)
Der Besuch im Pub endete nach ein paar Bier und einem sehr spärlichem Essen in einer tollen Überraschung. Ab 9p.m. spielte die Band “BaRaN” Folk und traditionelle Musik.
Angeheizt durch die gute Stimmung und einigen Bier wurde bald getanzt und mit einigen Isländern über kommende Wanderungen (vielleicht in Island) diskutuiert.
Kingshouse-Kinlochleven
Nach einem gemütlichen Frühstück stand am 27. August eine kurze Strecke von 13,8 Kilometern und 240 Höhenmetern auf dem Programm.
Kleines Hindernis etwa auf halber Strecke war “Devil’s Staircase”. Wenn etwa schon so heißt, kann das nicht viel gutes bedeuten. Es handelte sich aber lediglich um einen Aufstieg, der sich in vielen Serpentinen auf den Gipfel schlängelte. Anstrengend und doch schön, da man von oben ins “Glen Coe” blicken kann. Wir hatten zwar tief hängende Wolken, die uns die weite Sicht versperrten. Dennoch konnte ich dem Ausblick einiges schönes abgewinnen. Am Gipfel haben wir – wie üblich – einen Stein aufgehoben und auf den Steinahufen gelegt, den man am Gipfel findet.
Das anstrengenste an dieser Etappe war aber nicht etwa der Aufstieg auf die Höhe zwischen “Stob Mhic Mhartuin” und “Beinn Bheag”, sondern der lange und weite Abstieg hinunter nach Kinlochleven. Gerade für die kniegeschädigten war das sicher ein gutes Stück Arbeit.
Im Blackwater Hostel bezogen wir dann ein gemütliches Viererzimmer mit Dusche und WC und Fernseher (mit grandiosen vier Programmen). Nachdem das Gepäck der Mädels eingetroffen ist, machten wir uns frisch und erkundeten Kinlochleven mit seiner Atlas-Brauerei, der Kletterhalle mit Gletscher. Nach dem Essen waren wir an diesem Tag tatsächlich schon um 20 Uhr im Bett.
Kinlochleven-Fort William
Ein leichter aber beständiger Regen ließ für die letzte Etappe am 28. August nicht viel gutes erahnen. Aufgrund der langen Strecke und der Tatsache, dass es auf der Strecke keine Möglichkeit gab einen Bus oder eine Bahn zu nehmen, fiel die Entscheidung der Mädels direkt auf den Bus nach Fort William.
(Das ist ein Wetter!)
Wir Männer machten und also ein weiteres Mal alleine auf den Weg. Völlig ohne Frühstück traten wir gegen 9 Uhr morgens den 22,9 Kilometer langen und etwa 420 Meter hohen letzten Gang an.
Eine gute Stunde nach dem Start machte sich Feuchtigkeit in meinen Schuhen bemerkbar. Eine weitere halbe Stunde später pressete ich bei jedem Schritt Wasser aus den Schuhen hinaus.
War es sonst kleine Rinnsale und Bäche, die den Weg kreuzten, hatten wir mit immer größeren Wassermengen auf dem Weg zu kämpfen. Guido bemerkte völlich richtig: “Die meisten Bäche auf der bisherigen Strecke hatten weniger Wasser als heute der Weg!”
Tatsächlich waren die Wege zu Bächen von einer Tiefe bis zu einem halben Meter geworden. Irgendwann war es auch einfach egal, ob wir versuchen drumrum zu laufen oder einfach mittendurch.
Hinzu kam auf der gesamten Strecke ein eisiger und stürmischer Wind, der uns das Wasser ins Gesicht peitschen ließ.
Vorbei an einigen alten Ruinen, nassen Schafen, schlauen Ziegen, die sich unterzustellen wußten und durch einige dunkle Waldabschnitte kamen wir klatschnasse und entkräftet in Fort William an, wo uns die Frauen entgegenkamen und schon für ein “Frühstück” gesorgt hatten.
Nachdem wir das Wasser aus den Schuhen ausgeschüttet hatten (das war wirklich so) und die übrigen Klamotten und Rucksäcke trockengelegt hatten, freuten wir uns auf eine heiße Dusche und etwas zu Essen.
Fort William an sich ist ein eher touristischer Ort, der kaum mehr schottischen Highlandcharme aufweisen kann. Nach diversen Pubbesuchen und einem ordentlichen Essen verbrachten wir die Nacht im engen Viererzimmer und voller Vorfreude auf den kommenden Tag.
Fort William-Mallaig
Trocken und vergessen die Strapazen vom Vortag. Nachdem wir ein Frühstück im Supermarkt gekauft hatten (Sandwiches, Milch, Orangensaft, Kekese) machten wir uns am 29. August auf zum Bahnhof.
Zufällig habe ich The Jacobite gefunden. Bekannt aus den Harry Potter-Filmen machten wir uns – gezogen von einer echten Dampflok – auf die Reise an die Atlantikküste, nach Mallaig. Ein kleines, malerisches Fischerörtchen.
(The Jacobite – Hogwarts Express – Reisen wie Harry Potter)
Nach einem Regentag verwöhnte uns die Sonne mit ihren warmen Strahlen. Nachdem wir unsere Unterkunft mit Meerblick und tollen Doppelzimmen bezogen hatte, nahmen wir die nächste Fähre hinüber zur Isle of Skye. Dort spzierten wir durch faszinierende Landschaft nach Armandale und genossen Tee und Kuchen im Rittersaal.
(Mallaig)
Nach einem herrlichen Nachmittag und einer tollen Rückfahrt im Sonnenuntergang sollte es – standesgemäß – zum Abendessen auch Fisch geben. Katja hat dabei sicherlich den Vogel Fisch abgeschossen mit ihrer “fish plattern”. Herrlich lecker und frisch gefangen.
(Rückfahrt nach Mallaig in der untergehenden Sonne)
Mallaig-Glasgow
Nach einem letzten schottischen Frühstück im Bankstreet Guesthouse fuhren wir mit der Bahn am 30. August zurück nach Glasgow. In weiten Teilen haben wir so unsere Strecke, die wir zu Fuß zurückgelegt haben, noch einmal in umgekehrter Reihenfolge erlebt.
Nach über fünf Stunden Zugfahrt kamen wir in der “Queen Street Station” an und hatten noch einen kleinen Fußmarsch zur Jugendherberge Glasgow vor uns. Gelesen hatte man ja viel, aber es war eine herrliche Herberge im viktorianischen Stil, mit geschnitzten Treppengeländern, einer gemütlichen Lounge.
Nach einem kleinen Stadtbummel haben wir uns zum Italiener breitschlagen lassen. Nach dem Essen haben wir in einem schottisch-irischen Pub abschied von der Insel und den gemütlichen Abenden genommen.
Glasgow-Weeze
Nach einem guten Frühstück im Keller machten wir uns am Vormittag des 31. August auf den Weg zum Flughafen. Der Rückflug nach Deutschland war fast wolkenlos und wir hatten einen herrlichen Ausblick auf das Land und das viele Wasser unter uns.
Nach der Landung, der langen Warterei (unsere Maschine war schon wieder auf dem Rückflug nach Glasgow – wirklich – bevor wir unser Gepäck hatten) und der Heimfahrt nach Baerl warteten meine Eltern und meine Schwester schon mit angefeuertem Grill und kühlem Bier auf uns.
(Grillen bei Mama und Papa)
Und sonst…?
- Haggis ist nicht ekelig sondern lecker. Man hinterfragt ja auch selten, was in Fleisch- oder Leberwurst drinsteckt.
- Man kommt schnell mit Einheimischen und anderen Wanderern ins Gespräch. Die meisten geben sich auch Mühe ein ordentliches Englisch zu sprechen.
- Man sollte sich sehr genau Gedanken zum Gepäck machen. Man benötigt wirklich nicht für jeden Tag neue Klamotten. Auf Schönheit kommt es wirklich nicht an. Man trifft meist andere Wanderer, denen es nicht anders geht, als einem selbst. Einheimische sind das Bild gewohnt.
- Ein “Radler” heißt in Schottland “shandy”; der Barkeeper in Rowardennan meinte nicht – wie angenommen – die deutsche “Schande”.
- Midges (Stechfliegen) haben uns nur “angegriffen”, wenn wir in ihrem Revier Pause gemacht haben. Beim Laufen war es eher die Ausnahme. Die Sticke jucken ein wenig und werden knallrot.
- Obwohl ich mich die gesamte Reisezeit nicht rasiert habe funktionieren an den meisten Steckdosen (besonders im Bad) Rasierapparate ohne
AkkuAdapter. Ansonsten benötigt man eben einen solchen für Ladegeräte, Föns oder was auch immer. - Die meisten Unterkünfte bieten so genannte “drying rooms” an, in denen man seine nasse Wäsche trocknen kann. Man sollte ruhig Gebrauch von diesen Einrichtungen machen um keine nassen (und damit schweren) Sachen tragen zu müssen.
- Einfache Unterkünfte kosten meist zwischen £12 und £18. Die teuerste Unterkunft war das Kingshouse Hotel für £26. Dafür hat man halt auch ein relativ komfortables Zimmer.
- Man sollte die Tour auf keinen Fall unterschätzen. Auch wenn es nicht viele Kilometer pro Tag sind, ist man das ständige Laufen mit Gepäck bei teilweise schwierigen Witterungsverhältnissen nicht gewohnt.
Unterkünfte
- Frances & David Lander in Drymen: sehr nette Leute und ein super Frühstück
- Rowardennan Lodge: sehr spärlich aber schönes Haus direkt am Loch Lomond; der Weg in den Pub des Hotels lohnt sich
- Beinglas Farm in Inverarnan: Wigwam macht Spaß und ist gemütlich; idyllisch gelegen zwischen Wasserfällen; unbedingt das Drovers Inn besuchen
- Youth Hostel Crianlarich: Die Jugendherberge ist ganz OK; im Supermarkt kann man einkaufen.
- Bridge of Orchy Hotel: gutes Bunkouse (wir hatten Doppelzimmer) und tolles Restaurant (Haggis essen)
- Kingshouse Hotel: Tolles Hotel mit Live-Musik am Wochenende. Das Essen ist OK, aber wenig für’se Geld
- Blackwater Hostel in Kinlochleven: wir hatten ein 4-er Zimmer mit Dusche, WC und TV im Raum.
- Bankstreet Lodge in Fort William: Enges aber ordentliches 4-er Zimmer; der Ort ist groß und touristisch
- Springbank Guesthouse in Mallaig: Mit Meerblick im gemütlichen Doppelzimmer; ein ganz toller Ort mit Fährverbindung zur Isle of Skye
- Glasgow Youth Hostel: im viktorianischen Stil mit Dusche und WC auf dem Zimmer; tolles Frühstück für wenig Geld
weitere Informationen
- Visit Scotland
- Scotish Youth Hostel Association – SYHA
- Fort William
- CitiyLink – Busfahrpläne, etc.
- TravelLite – Gepäcktransport kostet etwa £7 pro Gepäckstück und Strecke
- AMS – noch ein Gepäcktransport
- The West Highland Way
- Unterkünfte am West Highland Way
Empfehlung
- Für die Vorbereitung ist das Buch West Highland Way von Hartmut Engel zu empfehlen. In kurze Etappen aufgeteilt beschreibt der Autor die wichtigest Punkte. Bei der Reise selbst habe ich nur noch die beschreibenden Texte gelesen, um vorbereitet zu sein, was man am Weg findet dun welche Sehenswürdigkeiten es gibt. Zur Planung werden auch Unterkünfte und wichtige Adressen angegeben.
- Als besonders nützlich hat sich die wasserfest Karte The West Highland Way von Footprint erwiesen. Etappenweise wird übersichtlich der Weg dargestellt und man muß nicht immer hin- und herblättern.
Bei Interesse könnt Ihr Euch ruhig an mich wenden. Ich bin durch meine Plaungen einigermaßen gut ausgestattet und habe auch noch einige Informationen und Adressen auf Lager, die ich hier bisher nicht veröffentlich habe.