Es war vor 16 Jahren am 2. Mai 1989. Ich war 10 Jahre alt und um 17 Uhr vom Spielen von Jens nach Hause gekommen. Ausnahmsweise mal eine ganze Stunde früher als erwartet, weil ich die vorigen Male die Zeit meistens überschritten hatte.

Es war ein sonniger Tag, ähnlich wie heute. Meine Schwester spielte im Sandkasten. Meine Mutter saß mit einer Zeitung auf der Terrasse.

Um mir die Zeit bis zum Abendessen zu verkürzen setzte ich mich auf die Schaukel hinter dem Sandkasten um meiner Mama mal zu zeigen wie toll und weit ich von der Schaukel springen kann.

Irgendwas ging aber schief und ich brach den Sprung ab, bekam beim Zurückschaukeln aber leider nicht die Seile zu fassen und griff ins leere. Logische Konsequenz: Ich fiel mit den Armen voran auf den Rasen.

Just in dem Moment kam mein Vater – von der Arbeit nach Hause und durch die Terrassentür und sah mich dort liegen und jammern. Als er mir aufhelfen wollte sahen wir meine rechte Hand stark deformiert und mit leichtem Rechtshang am Arm hängen.

Papa hat sich dann die Magazine meiner Mutter bringen lassen und damit und mit einem Verband den Arm provisorisch geschient. Ab ins Auto und auf zum Krankenhaus ins benachbarte Orsoy.

Nach den Röntgenaufnahmen verkündete der Arzt, dass beide Knochen (Elle und Speiche) wie abgesägt gebrochen seien. Die einzelnen Finger wurden in Baströhrchen steckend an einem “Galgen” aufgehängt und er Arm mit Gewichten langsam gestreckt, um die Knochen-Enden wieder aufeinander setzen zu können.

Leider passierte das alles noch ohne Vollnarkose, die ich bekommen sollte. Ich hatte nämlich beim Jens einen Keks von Prinzens Rolle gegessen.

Also ich so dalag mit den ganzen Menschen um mich herum bemerkte ich, dass mein linker Arm auch leicht schmerzen würde. Der Arzt entschied darauf hin, noch einmal alles abzunehmen und auch den Linken Arm zu röntgen. Das Ergebnis: Elle ebenfalls gebrochen.

Von der weiteren Behandlung habe ich dann nicht mehr viel mitbekommen, weil ich dann irgendwann doch die Vollnarkose bekommen habe.

Das Nächste, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich im Krankenhaus-Bett liegend meine Mutter gefragt habe, wie spät es sei. “Acht Uhr.” Das ganze habe ich – wie später berichtet wurde – bestimmt zehn Mal gefragt.

So langsam realisierte ich wieder, was passiert war. Beide Arme waren von der Hand an bis zur Schulter eingegipst und hingen mit einem Verband verbunden über den “Galgen” über dem Bett.

Hatte ich bisher noch “tapfer ausgehalten”, kamen mir die Tränen, als mir meine Eltern eröffneten, dass ich im Krankenhaus bleiben müsste.

Fortan hieß ich bei allen nur noch der “Schaukelkönig”. Nach acht Tagen wurde ich dann auch wieder auf dem Krankenhaus entlassen und konnte wieder zur (Grund-) Schule gehen.

Komischerweise wurde ich dort von den meisten beneidet, weil ich ja nichts mitschreiben konnte und so weiter. Nach zwei Wochen wurde der linke Gips dann bis zum Ellbogen abgeschnitten und ich konnte den Arm wieder ein wenig bewegen.

So habe ich dann mit halb eingegipstem linken Arm als Rechtshänder tatsächlich eine Deutscharbeit (ein Diktat) geschrieben und sogar eine “2+” bekommen.

In der darauf folgenden Woche gab es dann noch die legendäre Fahrradprüfung. Aus einleuchtenden Gründen habe ich nur an der theoretischen Prüfung teilgenommen. Während sich die anderen auf den praktischen teil vorbereiteten habe ich in der Pause mit unserer Klassenlehrerin Frau Vorstius zusammen gesessen und den Bogen ausgefüllt. Auch diese Prüfung habe ich bestanden.

Nach sechs sehr langen Wochen – die auch recht warm waren – wurden mir dann endlich die Gipse abgenommen und meine Aufbautherapie konnte beginnen.

Bis heute ist an den Armen aber alles heil geblieben und gut verheilt. Trotzdem erinnere ich mich wirklich jedes Jahr daran.

Stefan Moeller

Stefan Moeller

@stefanmoeller
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