Heute ist die Bahn nur passiv beteiligt. Es sind nämlich diese Trekking-Rucksack tragenden, Salami-Brötchen essenden, halbliegenden (olle und abgewetzte Camel-Boots auszgezogen und dann mit den stinkigen, verschwitzten – teils löchrigen – (Woll-)Socken auf den Sitz gegenüber abgestellten Füßen), in Norweger-Pulli und Jeans gekleideten – nennen wir sie mal: Studenten.
Spiegel lesend liegen Sie schmatztend da und verbreiten einen fiesen Salami-Käse-Geruch, krümeln sich von oben bis unten voll und schlürfen hin und wieder mal an ihrer Sigg-Flasche, die bestimmt mit irgendwelchen supergesunden Tees voll ist.
Heute hatte ich das Vergnügen, gleich ein Neandertaler-Pärchen auf dem Vierer-Sitzt nebenan liegen zu haben, die genau das oben genannte taten und hin und wieder mal was murmelten wie: »Wirklich ein interessanter Artikel. Den solltest Du unbedingt mal lesen.«
»Wo die wohl hinfahren?« habe ich mich gefragt. Mir sind folgende Ideen gekommen:
- Sie fahren von Aachen nach Duisburg und dann weiter ins nicht weit entfernte Neandertal (ja, das gibt es wirklich), um dort wie Ihre Vorfahren ein gemütliches Wellness-Wochenende in ihrer natürlichen Umgebung zu genießen.
- Sie machen einen Expidition auf einen der Schlackeberge im Ruhrgebiet um das Balzverhalten von Kohl-Raben zu beobachten und schließlich eine Doktorarbeit darüber zu schreiben. Die mitgebrachten Spiegel-Ausgaben dienen dabei ausschließlich zum Feuermachen und werden im Zug aus reiner Langeweile gelesen.
- Sie kommen gerade aus Rom, von der Beerdigung des heiligen Vaters »Papst Johannes Paul II«, wo sie auf den Straßen und dem Petersplatz genächtigt haben. Den Spiegel haben sie am Bahnhof gekauft, um zu lesen, was über sie und die anderen vier Millionen Pilger geschrieben wurde.
Nachtrag Bei der Fahrkartenkontrolle stellte sich heraus, das ich völlig vergessen hatte, das beide natürlich eine BahnCard besitzen. Das wirkliche Reiseziel ist: Recklinghausen-Süd. Was genau macht man denn da?